Unterrichtsidee: iPad-Projekt im Rahmen einer bi-nationalen Begegnung

Beispiel: Drittortbegegnung von deutschen und französischen Schülerinnen und Schülern

Von Anke Rotter, Französisch-Lehrerin am Mörike-Gymnasium Eßlingen

Zielgruppe/Umfang

  • Schulart: Gymnasium / collège    
  • Fach: Französisch
  • Klassenstufe: 9    
  • Zeitumfang: 4 Tage

Medien- und Materialbedarf

20 iPads für 40 Schüler/-nnen

Kurzbeschreibung

Projektarbeit über Klischees in deutsch-französischen Gruppen: Durchführung von Straßeninterviews, Stadtrallye in Straßburg und Kehl, Erstellen eine Werbeplakats, Dokumentation der Arbeitsergebnisse in einem eBook

Fachkompetenzen (Bildungsplanbezug BP 2016):

Prozessbezogene Kompetenz/-en – Sprachlernkompetenz:

  • Durch die Gruppenarbeit in gemischten deutsch-französischen Gruppen erweitern die Schüler/-innen ihre Sprachkompetenzen, da sie ihre Arbeitsergebnisse zweisprachig präsentieren sollen.
  • Die Schüler/-innen schulen ihr eigenverantwortliches Handeln und nutzen als Hilfmittel Übersetzungsapps, um ihre Kommunikation zu unterstützen.

Inhaltsbezogene Kompetenz/-en:

  • Interkulturelle kommunikative Kompetenz durch die Kommunikation mit den französischen Austauschschülerinnen/-schülern und die Befragung von Leuten auf der Straße, Vergleich von deutschen und französischen Ansichten zu gesellschaftlich relevanten Fragen, Vergleichen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in deutschen und französischen Städten
  • Funktionale kommunikative Kompetenz durch das gemeinsame Arbeiten an einem Thema, Schulung des Hörverstehens durch gemeinsame Auswertung der Straßeninterviews, Schulung des Sprechens in Kleingruppen, Erweiterung der sprachlichen Mittel auch mithilfe von Übersetzungsapps
  • Text- und Medienkompetenz durch das Kennenlernen der App Book Creator, die Bearbeitung von Sprachaufnahmen und die Bearbeitung von Fotos für die Werbekampagne.

Beschreibung des Projekts

Im Rahmen einer Drittortbegegnung (Jugendbegegnungsstätte) sollten je 20 deutsche und französische Schüler/-innen gemeinsam an einem Projekt zu deutschen und französischen Klischees arbeiten sowie zweisprachige Tagesberichte verfassen. Die Dokumentation ihrer Arbeitsergebnisse erfolgte über das Erstellen von ebooks mithilfe von iPads aus dem Stadtmedienzentrum Stuttgart.

In einem ersten Schritt sollten die Schüler/-innen für unterschiedliche Klischees über Deutsche und Franzosen sensibilisiert werden. Vor der Begegnung war dies bereits Thema im Unterricht und die Schüler/-innen hatten schon erste Vorstellungen dazu (Découvertes 4, série jaune, unité 3 Atelier B: images et clichés).

Die folgenden beiden Videos sollten nochmals Sprechanlass geben, über diese Klischees und ihren „Wahrheitsgehalt“ zu sprechen:

Klischees über Franzosen: Vidéo Clichés

Klischees über Deutsche – Phil Laude: Alman

Anschließend waren die Schüler aufgefordert, in 4er-Teams (mit je 2 deutschen und 2 französischen Schülern) Interviewfragen für ein Straßeninterview in Frankreich und Deutschland zu formulieren. Gemeinsam wurden zunächst mögliche Themenfelder erarbeitet: Beurteilung der deutsch-französischen Beziehungen, typische Vorstellungen über Deutschland und Frankreich, unterschiedliche Verhaltensweisen / Auffassungen bezüglich gesellschaftlichen Themen wie Ökologie, Ökonomie, Umgang mit Flüchtlingen, sozialen Ungleichheiten, Identität der Elsässer (wechselnde Nationalzugehörigkeit).

Die Straßeninterviews führten die Schüler vor Ort (in Frankreich und Deutschland) durch und benutzten die iPads als Aufnahmegerät. Mithilfe der App Sprachmemos ließen sich die Interviews auf einfache Weise aufzeichnen und im Nachhinein schneiden. Die Schüler sollten jeweils 3-4 Fragen mit den O-Tönen im ebook präsentieren und die Ergebnisse in der jeweils anderen Sprache zusammenfassen. Auf diese Weise konnten Vergleiche gezogen werden, was die unterschiedlichen Einstellungen angeht. Da es sich um Einzelmeinungen handelt, ist mit einer verallgemeinernden Interpretation der Aussagen Vorsicht geboten.

Im Folgenden ein Beispiel, wie die Interviews ins ebook integriert wurden. Um die Sprachaufnahmen aus der Sprachmemo-App in die Book-Creator-App zu importieren, müssen die Aufnahmen zunächst in Dateien gesichert werden. Ein Problem bei den Sprachaufnahmen mit den iPads war in der Regel die Qualität der Aufnahme. Durch viele Hintergrundgeräusche im Freien und das Aufnehmen ohne Mikrofon sind die Aufnahmen zum Teil nur schlecht zu verstehen. Vielleicht sollte man den Schülerinnen und Schülern den Tipp geben, das iPad mit dem Mikrofonteil näher an die Interviewten zu halten. Ziel war allerdings auch nicht, perfekte Sprachaufnahmen zu generieren, sondern sich inhaltlich mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Antworten nochmals zu reflektieren.

Bei einem Tagesausflug nach Straßburg und Kehl sollten die Schüler in ihren 4er-Gruppen eine Rallye machen und ihre Ergebnisse noch vor Ort auf dem iPad in ihrem ebook dokumentieren. Die Fragen waren im Wechsel auf Französisch und Deutsch formuliert und in der jeweiligen Sprache sollten auch die Antworten gefunden werden, gegebenenfalls auch in beiden Sprachen. Bei einigen Fragen ging es auch darum, die Antworten in Form von Bildern zu geben. Die Schüler/-innen hatten nach der Exkursion noch Zeit, ihr ebook zu gestalten, aber vor Ort mussten natürlich die entsprechenden Bilder gemacht werden. Hier wieder ein Beispiel aus einem ebook. Die Fragen der Rallye sehen Sie hier in einem extra PDF-Dokument hinterlegt. Die touristischen Aspekte waren bei dieser Rallye eher im Hintergrund.

Rallye

Als Synthese ihrer Projektarbeit sollten die Schüler/-innen einen Werbeslogan erfinden, der zum Inhalt hat, Klischees und Vorurteile zu überwinden. Dabei war den Schülerinnen und Schülern freigestellt, ob sie ein kurzes Video drehen oder ein Werbeplakat gestalten. Aus Zeitgründen haben sich die meisten Gruppen für ein Plakat entschieden. Für die Erstellung eines Videos würde sich beispielsweise die App Clips anbieten, die sogar ermöglicht, Untertitel automatisch einzublenden.


Anbei zwei Beispiele für die Werbekampagne:

Neben dieser Projektarbeit sollte ein Teil des ebooks auch eine Dokumentation des Aufenthalts beinhalten. Dazu sollten die Schüler-/innen in beiden Sprachen Tagesberichte schreiben und das „Tagebuch“ mit Bildern des Aufenthalts ergänzen.

Jedes Team konnte selbst regeln, wie sie die Arbeitsaufträge aufteilen wollten. Die kostenpflichtige Version der App Book Creator ermöglicht via Airdrop, verschiedene ebooks auf ein Gerät zu spielen und dort die Bücher zu einem Buch zu kombinieren. Seiten können im Nachhinein verschoben oder gelöscht werden. Auf diese Weise lernten die Schüler/-innen sehr effizient, in der Gruppe zu arbeiten. Die App ist sehr einfach zu bedienen und es reicht eine kurze Einführung in die Funktionen, insbesondere zur Veränderung des Layouts wie Hintergrundfarbe, Schriftgröße und Schriftart.

Jede Gruppe hatte am Ende des Aufenthalts ein umfangreiches ebook mit durchschnittlich 20 Seiten erstellt. Leider lassen sich die ebooks nur als PDF oder Video exportieren. Bei der PDF gehen die Tondokumente verloren, beim Video kann man nicht selbst im Buch blättern. Auf Apple-Geräten lässt sich ein fertiges ebook auch in der App Bücher betrachten.

Alles in allem war es ein sehr gelungenes Projekt. Am Ende wurden alle ebooks mittels apple-TV und Beamer vor der Gesamtgruppe präsentiert und die besten Bücher prämiert. Als Erinnerung erhielten die Schüler/-innen ihre ebooks im PDF-Format.

Die iPads wurden am ersten Tag der Projektarbeit jeweils einem/-r deutschen Schüler/-in zugewiesen, der/die die Verantwortung für den sorgsamen Umgang damit hatte. Am Ende jeder Arbeitsphase mussten die Schüler/-innen die Geräte in den Ladekoffer zurückbringen. Dieser wurde von der Lehrkraft verwahrt und die Geräte wurden über Nacht wieder geladen. Die Jugendherberge verfügte über eine gute Medienausstattung, so dass ein Beamer mit Whiteboard bereits vorhanden war. Trotzdem ist es ratsam, einen mobilen Beamer, ein Apple-TV und diverse Kabeladapter (USB – Mini-USB) mitzunehmen, um technisch unabhängig zu sein. Vor Ort konnte auch das WLan genutzt werden. Dies war praktisch, um die Übersetzen-App zu nutzen. Für die Arbeit am ebook selbst ist WLan nicht erforderlich.

Eine solche Drittortbegegnung wird übrigens vom Deutsch-französischen Jugendwerk finanziell unterstützt. 

Anke Rotter, Oberstudienrätin, Mörike-Gymnasium Esslingen; Mai 2022

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