Basisfach Französisch Kursstufe Gymnasium

Erstellen eines Fotoromans ausgehend von einer literarischen Vorlage

In dem hier vorgestellten Unterrichtsbeispiel wurde eine Novelle aus dem 19. Jahrhundert in die heutige Zeit gesetzt. Sowohl Figuren, ihre soziale Situation als auch die Handlung wurden entsprechend angepasst. Die Umsetzung war in Form eines Fotoromans beauftragt. Die Schüler/-innen schärfen dadurch ihr Bewusstsein für sich wandelnde gesellschaftliche Verhältnisse und erkennen, dass das in der Novelle beschriebene Schicksal zeitlos ist.

Zunächst wurde die Novelle „La parure“ von Guy de Maupassant gelesen, die Handlung erörtert und eine Charakterisierung der Hauptfiguren vorgenommen. Die Novelle selbst findet man im Internet, ebenso kostenlose Arbeitsblätter, um die Novelle zu analysieren (Espaces littéraires – La Parure – Kopiervorlagen und Leistungsmessung als Download –B1+ | Cornelsen). Dafür wurden drei Doppelstunden verwendet.

Im Anschluss an die Textanalyse wurde überlegt, wie man die Handlung der Novelle ins 21. Jahrhundert übertragen könnte. Im Mindmap-Verfahren wurden Ideen gesammelt zu den folgenden Aspekten:

  1. les personnages: un couple, des ami(e)s, des frères et soeurs…
  2. l’objet désiré: un bateau, une voiture, une montre, une villa, un vol de parapente, la participation à „Star Academy“…
  3. le dénouement: une vie en prison, une vie dans la pauvreté, une vie sans amis, un handicap, un accident grave….

In Kleingruppen verfassten die Schüler/-innen schriftlich eine eigene Geschichte als Zusammenfassung (résumé), die dem Handlungsschema der Novelle folgt. Anschließend setzten die Schüler/-innen ihre eigene Geschichte in Form eines Fotoromans um, entweder in Form einer Folienpräsentation oder mit der iOS-App Book Creator. Die App eignet sich ideal für Fotoromane, da die Comicversion bereits vorgefertigte Vorlagen zur Verfügung stellt und sehr einfach zu bedienen ist. Eine umfangreiche Einweisung der Schüler/-innen in die Bedienung entfällt somit. Fotos, auch eigene Aufnahmen, können einfach in die App eingefügt und mit Sprech- oder Denkblasen versehen werden.

Bevor man die Schüler/-innen mit der kreativen Arbeit beginnen lässt, sollte ihnen eine Vorstellung gegeben werden, was unter einem Fotoroman zu verstehen ist. Mit dieser Form lassen sich besonders gut Emotionen transportieren, nicht nur über Sprech- oder Gedankenblasen, sondern auch über eine geeignete Bildauswahl. Deshalb sollte man kurz besprechen, welche Einstellungen (le plan d’ensemble, le plan général, le plan moyen, le plan américain, le gros plan) und Perspektiven (la plongée, la contre-plongée ou la perspektive neutre) genutzt werden können, um bestimmte Effekte zu erzielen. Dem Fotoroman sollten auch narrative Elemente beigefügt werden, um die Handlung verständlich zu machen. Diese kann kurz gehalten werden.

Die Umsetzung des Fotoromans erfolgte in zwei Doppelstunden. Als vorbereitende Hausaufgabe entwarfen die Schüler/-innen ihre Geschichte und brachten notwendige Accessoires in den Unterricht mit. Bilder, die nicht in der Schule realisiert werden können, müssen vor- oder nachbereitend in die Hausaufgabe verlagert werden. Falls zeitlich erforderlich, kann man die Schüler/-innen auch nur eine zentrale Szene ihrer eigenen Geschichte szenisch umsetzen lassen. Auf diese Weise kann gegebenenfalls auf ein unterschiedliches Arbeitstempo in den einzelnen Gruppen reagiert werden.

Das kreative Umschreiben der Novelle und das szenische Umsetzen der Geschichte hat die Schüler/-innen motiviert. In relativ knapper Zeit entstanden sehr ansprechende Ergebnisse:

Ergebnis/Beispiel

Anke Rotter, Oberstudienrätin, Mörike-Gymnasium Esslingen; Mai 2022

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