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        Rückblick: Fachtag Geschichte am SMZ Stuttgart

        „Vom Bild her denken – Visual History im kompetenzorientierten Geschichtsunterricht“, so das Thema eines Fachtages, den das Stadtmedienzentrum Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Stuttgart am 3. April 2019 veranstaltete. Studiendirektorin Melanie Stumpf, Fachreferentin Geschichte am Regierungspräsidium Stuttgart, und Richard Padberg, Pädagogischer Referent am Stadtmedienzentrum Stuttgart, begrüßten die rund 80 Gymnasiallehrkräfte zum diesjährigen Fachtag Geschichte. 

         

        „Man sieht nur, was man weiß“ (Goethe)

        „Bilder sind mit Wissen hinterlegt, das nicht alle zur selben Zeit haben“, unterstreicht Melanie Stumpf. Wie wir ein Bild verstehen, hängt vom Vorwissen des Einzelnen ab. Manche Bilder prägen sich in unserem Gedächtnis stärker ein als andere. Werden sie in unserer Gesellschaft immer wieder hervorgerufen, wächst ihre Bedeutung als Teil unserer Erinnerungskultur. Diese findet auch im Bildungsplan der Schulen seit 2016 stärker Beachtung. Besonders die Auswirkungen des jeweiligen Medieneinsatzes im Umgang mit Bildern bieten ausgiebig Unterrichtsstoff. 

        Transdisziplinäre „Visual History“

        Bildliche Darstellungen wie Gemälde, Fotografien, Plakate oder Filme gehen weit über ihre illustrative Funktion als Abbilder der Wirklichkeit hinaus: Sie enthalten bereits schon aufgrund der Perspektive ihres Urhebers eigene Deutungen, die zudem durch den Betrachter je nach Situation, Kultur und Zeitpunkt unterschiedlich erfasst werden. Ereignisse, die mithilfe von Bildern erzählt werden, schreiben sogar selbst Geschichte, was für den Unterricht zahlreiche Einsatzmöglichkeiten bietet. Das Online-Nachschlagewerk www.visual-history.de liefert übersichtliche Erläuterungen zum Forschungshintergrund. Für den Geschichtsunterricht zu empfehlen ist u.a. die jüngste Publikation von Christoph Hamann: „Fotografien im Geschichtsunterricht. Visual History als didaktisches Konzept“ (2019). 

        Verantwortung der Lehrkräfte: Kompetenzen zum Verstehen von Bildern stärken

        Alle Vorträge und Workshops der Tagung hatten folgenden Grundtenor: Zu hinterfragen ist in jedem Fall die Glaubwürdigkeit der Bildquellen, die ja oft auf manipulativen Absichten gründet. Auch in welchem Kontext das jeweilige Bild auftauchte, zu welcher Zeit es von wem wie ausgelegt wurde und welcher Bildausschnitt in Kombination mit welchem Text oder Untertitel gewählt wird, spielt eine Rolle. All diese Faktoren bewirken, dass der jeweils zugemessene Bild-Sinn einem ständigen Wandel unterliegt, je nachdem, worauf die Aufmerksamkeit aktuell gelegt wird.

        Dies kann noch durch Größenrelationen und Positionierungen im Bild, durch Licht- und Schattenverhältnisse sowie durch die verfügbare Kameratechnik beeinflusst werden. Durch Erfahrungen mit Bildern werden Schülerinnen und Schüler für die genannten Faktoren sensibilisiert. Zu achten ist auch darauf, in welcher Klassenstufe, in welchem Umfeld und unter welchem zeitlich/räumlichen Bezug welche Materialien angebracht sind. Auch dass manche Bilder nicht unkommentiert im Unterricht gezeigt werden dürfen, wurde thematisiert. Wichtig ist auch die Berücksichtigung der emotionalen Betroffenheit von Urhebern, Abgebildeten und Betrachtern. Im Laufe der Tagung wurden digitale Möglichkeiten der Arbeit mit historischen und zeitgenössischen Bildern im Geschichtsunterricht vorgestellt, um Zusammenhänge zu verstehen und sie zur Sprache zu bringen. Bildinterpretation kann das Ausdrucksvermögen der Schülerinnen und Schüler fördern.

        Breites Themenspektrum

        In Gruppenarbeiten wurden fachwissenschaftliche, -didaktische und methodische Erkenntnisse zum Umgang mit Bildern vertieft und ergänzt:

        • Mithilfe der Ergänzungen aus unserem „Bildspeichergedächtnis“ sehen wir mehr und können sogar „Unsichtbares sichtbar machen“, betont Florian Hellberg, Lehrer am Anne-Frank-Gymnasium Rheinau und Landeskundebeauftragter des Regierungspräsidiums Freiburg. Sein Workshop „Virtueller Weltenbrand? Der Erste Weltkrieg im Spiegel digitaler Spiele“ widmete sich der virtuellen Umsetzung und Re-Inszenierung des Ersten Weltkrieges in Computerspielen. Hellberg deckt eindrucksvoll auf, wie sich die Verwendung von Bildern in immer wieder neuen Umgebungen auf die Bedeutungen auswirkt.
        • StD Dr. Markus Bultmann, Lehrer am Hans-Furler-Gymnasium Oberkirch und Fachberater Geschichte sowie ebenfalls Landeskundebeauftragter am Regierungspräsidium Freiburg, nahm Fotografen des Ersten Weltkriegs in den Blick und zeigte exemplarisch, wie deren Fotos in zeitgenössischen Illustrierten rekontextualisiert wurden. Er sprach über die „Mobilmachung des Auges“ und schilderte, wie Fotografien als Waffen im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kamen. Zum Beispiel wurden Fotos in dieser Zeit oft als Propagandamittel missbraucht, um „Kriegsbegeisterung“ vorzutäuschen, erläutert Bultmann und macht deutlich, dass der „mentale Eigenanteil des Betrachters“ jeweils entscheidet, was wir sehen. Unter welchen Produktionsbedingungen ein Bild entstand und in wessen Auftrag bzw. mit welcher Absicht sei dabei nicht unerheblich, genauso wie Retuschierungen, die Grund zu Neuinterpretationen geben können, erwähnt er wiederholt. 
        • „Comic und GraphicNovel im Geschichtsunterricht“ standen im Zentrum bei StD Bernhard Geiger, Fachberater Geschichte am Regierungspräsidium Stuttgart (Abteilung 7), und Dr. Holger Skor vom Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) Esslingen.     
        • Mit seinem Workshop „Mythos Trümmerfrau? Deutsch-deutsche Erinnerungskulturen im Vergleich“ hinterfragte Tobias Roth, Studienrat am St. Ursula-Gymnasium Freiburg, die Erinnerungskulturen in der DDR und der BRD. 

        Abschließend präsentierten Dr. Katharina Beiergrößlein und Dr. Günter Riederer das vom Stadtarchiv Stuttgart konzipierte „digitale Stadtlexikon“. Das Online-Stadtlexikon lädt dazu ein, die Stuttgarter Stadtgeschichte neu zu entdecken. Empirisch fundiert und „quellengesättigt“ verortet das Lexikon seine Artikel im Raum: Virtuell auf einer Stadtkarte, die sich auch in einen passenden historischen Plan verwandeln kann, sowie konkret im öffentlichen Raum. Das Lexikon antwortet auf die Anfragen seiner Leserinnen und Leser und wandert mit ihnen durch die Stadt, je nachdem, wie sie den Dialog steuern. Dazu mehr im Fachbericht auf unserer Internetseite 

        Corinna Kirstein

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